Skip to main content

Neu im Kino: Yoga – Die Kraft des Lebens

Der neue Film von Stéphane Haskell „Yoga – die Kraft des Lebens“ läuft bald in den heimischen Kinos an. Nora Gresch hat den Film für euch vorab angesehen und uns eine Filmkritik geschrieben. Wer Lust hat, den Film zu sehen: Wir verlosen 1 x 2 Karten für den Preview am Dienstag, den 02.7. um 20:15 Uhr im Filmcasino Wien (Margaretenstr. 78, 1050 Wien). Bitte einfach ein E-Mail bis zum 28.6.mit dem französischen Originaltitel DEBOUT im Subject an office@yoga.at senden. Die oder der Erste gewinnt und wird sofort benachrichtigt.

Am Anfang war die Krankheit – im Jahr 2006 wird der Fotograf und Filmemacher Stéphane Haskell mit einer schnell fortschreitenden Krankheit diagnostiziert, in deren Folge er unter starken Schmerzen vom Rücken abwärts gelähmt sein wird. Da die konservative Medizin ihm eine lebenslange Behinderung prophezeit, empfiehlt ihm ein Arzt Yoga zu praktizieren. Er beginnt mit Balance Yoga und vertieft sich bei verschiedenen Yogalehrenden, die sich unter anderen auch auf SchmerzpatientInnen spezialisiert hatten, in die Yoga-Praxis. Dabei lernt er „sich wieder aufzurichten“, wie der Film im französischen Originaltitel heißt („Debout“). Aufgrund dieser Erfahrung von starker Heilkraft beschließt Haskell, einen Film über diese aufrichtende und heilende Kraft des Yoga in Krisenkontexten zu machen.

Mit diesem Vorhaben reist er unter anderem zu Insassen der kalifornischen Haftanstalt San Quentin, AIDS-Patientinnen in afrikanischen Gefängnissen, Massai-Kriegern, an Multipler Sklerose Erkrankten in Kalifornien, traumatisierten Frauen und Gehörlosen in afrikanischen Slums und Kindern und Jugendlichen in einer französischen Schule, denen allen gemeinsam ist, dass sie an verschiedenen Yoga-Projekten teilhaben und Yoga praktizieren. Es sind die Worte und Beschreibungen dessen, was Yoga für die TeilnehmerInnen der besuchten Projekte bedeutet, was berührt und elektrisiert und die Kraft des Yoga in diesem mit inspirierenden Bildern assoziativ gestalteten Film auch für die ZuschauerInnen erfahrbar macht.

Es ist auch das Einfangen von Momenten, die zeigen, dass Yoga so heilsam ist, weil er sich an die verschiedenen Kulturen anpasst – und nicht umgekehrt. So werden in einem afrikanischen Gefängnis auch Tänze und Gesang in den Yogakurs integriert, was meine Vorstellung eines Ablaufs einer Yogastunde inspirierend hinterfragt. Ein Mann, der in San Quentin inhaftiert ist, erzählt, dass Yoga kein Wettbewerb sei, es gehe nur ihn etwas an und es mache ihn seiner selbst bewusst, in diesem Chaos, das ihn umgebe. Die Lehrerin einer Schule in Frankreich, in der regelmäßig Yoga praktiziert wird, beschreibt die Essenz ihrer Erfahrung dieses Projekts so, dass die Methoden des Yoga es den SchülerInnen erlauben, zu sich selbst zu kommen ohne etwas leisten oder aktiv sein zu müssen. Das sei eigentlich im leistungsbezogenen Kontext der Schule ein Tabu und gerade deshalb etwas Besonderes.

Dieses Erfassen des Potentials des Yoga ist für mich der leuchtende Kern des Films, der immer wieder durchscheint, aber auch immer wieder verdeckt wird. Denn Haskell hat für seinen Film so viele Beispiele und Erfahrungen hineingepackt, dass vieles aufgrund des fehlenden Kontexts in der Luft hängenbleibt und gleich von dem nächsten Beispiel verdrängt wird. Die Herangehensweise der Yogalehrenden und das Vertiefen der Yogapraxis wird auch in keinster Weise reflektiert oder angesprochen. Explizit angesprochen wird zudem nur die Tradition des Iyengar-Yoga, auch wenn nicht alle der gezeigten Projekte in dieser Tradition stehen und gerade die sehr eindrücklichen wissenschaftlichen Studien von James Mallinson und Mark Singleton in „Roots of Yoga“ zeigen, dass der Schatz des Yoga auf sehr vielen unterschiedlichen Traditionen beruht.

In keinster Weise wird auch auf die breit geführte Diskussion um die Publikationen von William Broad Bezug genommen, der die Heilversprechungen von Yoga kritisch hinterfragt und aufzeigt, wie Yoga unter falscher Anleitung und Ausübung auch zu Schädigungen führen kann. Auch wenn Haskell betont, dass er andere nicht von den Vorteilen des Yoga überzeugen wolle, schwingt die Auffassung, dass Yoga für sämtlich Probleme über alle Kulturen hinweg eine Heilung bringen kann, mit, da die kritische Hinterfragung ausbleibt.

Trotzdem ein Film, der die Freude am Yoga und auch das Verbundensein durch das gemeinsame Praktizieren in verschiedenen Kulturen fast körperlich spürbar macht.

 

Yoga – Die Kraft des Lebens

F 2019 | 85 min|

Regie Stéphane HASKELL
Drehbuch Stéphane HASKELL
Schnitt Laurence BAWEDIN
Musik Gregory ROGOVE
Produzenten Flair und World in Progress Christophe FÉVRIER, Guillaume ROY, Laurent RAMAMONJIARISOA
Koproduzentin Elise ABREU
Internationale Koordinatorin Alexandra MACDONALD

Film, Stéphane Haskell